Was ist ein Sparbrief ?
Beim Sparbrief handelt es sich um eine festverzinste Geldanlage. Dabei leihen Sie einer Bank Ihr Geld und bekommen dafür eine Urkunde (auf Papier oder virtuell im Online-Banking), auf der diese Forderung zusammen mit Ihrem Namen vermerkt ist. Am Ende der vereinbarten Laufzeit kauft die Bank diese Urkunde dann zurück und zahlt Ihnen neben dem eingesetzten Kapital auch den vereinbarten Zinsbetrag aus. Sparbriefe sind also eine Mischform aus langfristiger Spareinlage und einem verzinslichen Wertpapier. Sie werden von den Banken gebührenfrei ausgegeben.
Sparbriefe gehören zu den Namensschuldverschreibungen, das heißt, sie sind auf eine bestimmte Person ausgestellt. In der Regel sind das Sie als Käufer. Da der Sparbrief auf Ihren Namen ausgeschrieben ist, darf die Bank nach dem Ende der Laufzeit das Startkapital und die Zinsen auch nur an Sie persönlich auszahlen. Eine weitere Besonderheit beim Sparbrief ist, dass eine vorzeitige Kündigung in der Regel nicht möglich ist.
Zinsen: Sparbriefe bieten aktuell kaum mehr als 1 %
Der Sparbrief zeichnet sich durch einen festen Zinssatz aus, der Ihnen über einen bestimmten Zeitraum garantiert wird. Bei den meisten Banken legen Sie Ihr Geld zwischen 1 bis 10 Jahren fest. Während dieser Laufzeit können Sie nicht über Ihr Geld verfügen. Auch der Sparbetrag kann in diesem Zeitraum nicht aufgestockt werden.
Generell gilt: Je länger die Laufzeit, desto höher ist auch der Zinssatz, den Ihnen die Bank bietet. Weil die Zinsen aktuell aber sehr niedrig sind, bekommen Sie selbst für Sparbriefe mit mehreren Jahren Laufzeit kaum mehr als 1 % Zinsen. Nachfolgend zeigen wir Ihnen die aktuell besten Angebote deutscher Banken bei einer Laufzeit von 4 Jahren:
Sparbrief-Angebote deutscher Banken mit einer Laufzeit von 4 Jahren
Zinssatz | Mindestanlagebetrag | |
Bank11 | 1,00 % | 1.000 € |
Santander Direkt Bank | 0,60 % | 2.500 € |
Hanseatic Bank | 0,50 % | 500 € |
Umweltbank | 0,20 % | 500 € |
Volkswagen Bank | 0,60 % | 2.500 € |
BMW Bank | 0,25 % | 2.500 € |
Consorsbank | 0,30 % | 2.500 € |
ING | 0,04 % | 2.500 € |
Quelle: Vergleich.de, Stand: Januar 2020
Studie: Anleger meiden wegen des Zinstiefs lange Zinsbindungen
In Zeiten von hohen Zinsen ist es attraktiv, sich die Verzinsung für mehrere Jahre zu sichern. Wenn dagegen die Zinsen wie aktuell sehr niedrig liegen, sollten Sie sich nicht zu lange fest binden. Der Grund: Steigen die Zinsen wieder, können Sie von besseren Angeboten profitieren.
Aufgrund des allgemeinen Niedrigzinsniveaus sehen Anleger zurzeit keine Vorteile, ihr Geld über einen langen Zeitraum festzuschreiben. Das ist auch ein Ergebnis des Vermögensbarometers des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), der einmal im Jahr den deutschen Sparer und seine Anlagepläne durchleuchtet. Laut der aktuellen Studie von 2018 sehen immer weniger Befragte Festgeld und festverzinsliche Wertpapiere als geeignetes Produkt für den Vermögensaufbau.
Viele Banken haben den Sparbrief vom Markt genommen!
Die Banken reagieren auf die sinkende Kundennachfrage. Bei den Sparkassen ist der Bestand der Sparbriefe zwischen 2007 und 2016 von rund 86 auf gut 27 Milliarden Euro zurückgegangen. „Die Nachfrage von Kunden nach Sparkassenbriefen, die mit Laufzeiten von in der Regel 2 bis 10 Jahren ausgestattet sind, hat stark nachgelassen“, sagt der Pressesprecher vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband, Alexander von Schmettow. „Die Kunden sind immer weniger bereit, sich mittel- bis langfristig zu binden. Aufgrund dieser eingeschränkten Nachfrage dürften einige Sparkassen das Angebot Sparkassenbrief mittlerweile eingestellt haben.“ Stichproben von Vergleich.de kommen zu demselben Ergebnis.
Ähnlich sieht es bei den Volks- und Raiffeisenbanken aus. Auch hier lasse sich die Tendenz erkennen, dass der Sparbrief mit Urkunde immer weniger angeboten werde, sagt die Verbunds-Sprecherin Cornelia Schulz.
Sparbrief weiterhin eine der sichersten Geldanlagen
Auch wenn viele Banken den Sparbrief aus ihrem Anlagesortiment gestrichen haben, heißt das nicht, dass Sparbriefe per se als Anlageoption für Sparer nicht mehr zu empfehlen sind. Gerade bei hohen Beträgen ist der Sparbrief zum Beispiel deswegen interessant, weil er als sehr sichere Anlageform gilt und durch die Einlagensicherung bis 100.000 € abgesichert ist.
Ein Sparbrief könnte die passende Geldanlage für Sie sein, wenn Sie …
- eine hohe Sicherheit wichtiger als eine hohe Rendite finden.
- Ihr Geld mittel- bis langfristig investieren möchten.
- für eine gewisse Zeit auf das eingesetzte Kapital definitiv verzichten können.
- Wert auf eine gebührenfreie Anlage legen.
- Zinserträge in die Zukunft verschieben wollen, um Kapitalertragssteuern zu sparen (beim Modell auf- oder abgezinster Sparbrief).
Sparbrief Vergleich: Diese Sparbrief-Typen gibt es
Es gibt 3 unterschiedliche Typen von Sparbriefen, die alle nach dem Grundprinzip „fester Anlagebetrag, fester Zinssatz und feste Laufzeit” funktionieren. Sie unterscheiden sich nur darin, wann und wie Ihnen die Zinsen ausgezahlt werden:
- Der konventionelle Sparbrief ist so angelegt, dass Ihnen die Zinsen während des Anlagezeitraums jährlich (oder in manchen Fällen auch monatlich) ausgezahlt werden. Bei diesem Typ verzichten Sie zwar während der vereinbarten Laufzeit auf Ihr angelegtes Kapital, können aber über die erwirtschafteten Beträge verfügen. Legen Sie zum Beispiel 5.000 € für 5 Jahre zu einem Zins von 1,0 % an, bekommen Sie jährlich 50 €, also insgesamt 250 € Zinsen.
- Der aufgezinste Sparbrief ist eine Variante, bei der die Zinsen sich bis zum Ende der Laufzeit ansammeln und erst dann ausgezahlt werden. Dabei profitieren Sie als Sparer vom sogenannten Zinseszinseffekt. Wenn Sie zum Beispiel 5.000 € für 5 Jahre zu einem Zins von 1,0 % anlegen und die Zinsen auf dem Sparbrief belassen und mitverzinsen, bekommen Sie am Ende der Laufzeit 255,05 € Zinsen ausgezahlt. Beachten Sie hierbei, dass durch die Auszahlung der gesamten Zinsen zum Vertragsende Ihr Steuerfreibetrag überschritten werden könnte. Der Sparerpauschbetrag beträgt 801 € im Jahr für Alleinstehende bzw. 1.602 € für Eheleute. Für alles, was darüber hinaus geht, müssen Sie Abgeltungssteuer in Höhe von 25 % zahlen.
- Der abgezinste Sparbrief funktioniert genau andersherum. Sie legen zu Beginn fest, welchen Betrag Sie am Ende ausgezahlt bekommen möchten. Die Bank errechnet anhand von Zinssatz und Laufzeit, welchen Anfangsbetrag Sie dafür anlegen müssen. Wenn Sie zum Beispiel in 5 Jahren 5.000 € erreichen möchten und der Zinssatz bei 1,0 % liegt, dann müssen Sie 4.757,33 € einzahlen. Auch bei dieser Variante wird der komplette Zinsertrag in einer Summe besteuert, sofern er Ihren Pauschbetrag übersteigt.
Einige Banken geben Sparbriefe auch als Inhaberschuldverschreibungen aus. Das Besondere: Der Besitzer der Urkunde bleibt dabei undefiniert. Das ist zwar eher unüblich, aber an sich kein Grund zur Sorge. Achten Sie nur darauf, dass im Kleingedruckten nichts von einer „Nachrangabrede“ steht. Denn das bedeutet, dass im Falle einer Bankenpleite erst alle anderen Gläubiger bedient werden, bevor Sie als Sparbriefinhaber eine Entschädigung bekommen. Inhaberschuldverschreibungen sind im Gegensatz zu den Namensschuldverschreibungen nicht durch die gesetzliche Einlagensicherung gedeckt.
Auf einen Blick: Diese Vor- und Nachteile bieten Sparbriefe
Wie jede Geldanlage hat auch der Sparbrief seine Vor- und Nachteile. Bevor Sie Ihr Geld in einen Sparbrief investieren, sollten Sie die Stärken und Schwächen der Geldanlageform gegeneinander abwägen:
Die Vorteile des Sparbriefs:
- Sparbriefe bieten Ihnen Planungssicherheit.
- Weil sowohl die Zinsen als auch die Laufzeit festgeschrieben sind, können Sie die Rendite schon im Voraus kalkulieren.
- Mit einem Sparbrief kaufen Sie zwar ein Wertpapier, müssen aber keine Sorge vor kursbedingten Werteverlusten haben, da Sparbriefe nicht an der Börse gehandelt werden dürfen.
- Ein zusätzliches Sicherheitsplus ist, dass Sparbriefe unter die Einlagensicherung fallen. Beträge bis 100.000 € sind innerhalb der EU geschützt.
- Mit dem Sparbrief sind keine Kosten oder Gebühren verbunden.
- Die Laufzeiten lassen sich frei wählen.
- Sparbriefe können beliehen werden. Sie können zwar während der Laufzeit nicht auf Ihr Geld zugreifen, aber den Wert als mögliche Sicherheit für ein Darlehen einsetzen.
Die Nachteile des Sparbriefs:
- Beim Sparbrief ist das Geld fest angelegt. Sie müssen sich daher sicher sein, dass Sie während der Laufzeit auf das eingesetzte Kapital verzichten können. Banken sind bei Sparbriefen besonders streng und lassen in der Regel auch keine „Notfälle“ gelten.
- Der Zinsertrag ist vergleichsweise gering. Im Vergleich zu Fonds oder Aktien schneiden Sparbriefe deutlich schlechter ab.
- Sparbriefe sind unflexibel, denn Laufzeit und Zinsen werden bei Abschluss festgeschrieben. Auch das Kapital lässt sich nicht im Nachhinein aufstocken.
- Bei auf- und abgezinsten Sparbriefen bekommen Sie die Zinsen auf einen Schlag zum Vertragsende ausgezahlt. Dann müssen Sie damit rechnen, Abgeltungssteuer zu zahlen. Das gilt immer dann, wenn die Erträge den Sparerpauschbetrag von 801 € je Sparer übersteigen.
- Nur noch wenige Banken haben Sparbriefe im Angebot.
Unser Tipp:
Wenn Sie eine größere Summe anlegen wollen, splitten Sie den Betrag lieber in mehrere Sparbriefe mit unterschiedlichen Laufzeiten auf. So bleiben Sie flexibler und können auf Zinstrends reagieren.
Kann ich einen Sparbrief auch kündigen?
Bei dieser Geldanlage ist eine vorzeitige Kündigung nicht möglich. Wenn Sie Geld in einem Sparbrief anlegen, müssen Sie sich deswegen im Vorfeld sicher sein, auf diesen Betrag bis zum Ende der Laufzeit verzichten zu können. Nur innerhalb von 14 Tagen nach Abschluss können Sie von Ihrem Widerrufsrecht Gebrauch machen.
Selbst im Todesfall besteht für die Angehörigen kein automatisches Sonderkündigungsrecht, sofern es nicht vertraglich vorher so vereinbart wurde. Das heißt: Erben sind als Rechtsnachfolger grundsätzlich an die von dem Verstorbenen geschlossenen Verträge gebunden und müssen auf das Geld bis zum Ende der regulären Laufzeit warten.
Im Notfall können Sie einen Sparbrief auch beleihen
Bei akutem Geldbedarf ist es aber immerhin möglich, den Sparbrief zu beleihen. Die Bank bietet Ihnen dann einen Kredit an, wenn im Gegenzug der Sparbrief als Sicherheit abgetreten wird. Am Ende der Laufzeit wird dann der Kredit mit dem freigewordenen Kapital des Sparbriefs getilgt. Allerdings sind die Zinsen für den Kredit meist deutlich höher als die Zinsen für den Sparbrief.
Früher wurden Sparbriefe als Urkunde ausgegeben
Sparbriefe wurden in Deutschland erstmals in den 1960er Jahren ausgegeben. Das Prinzip der Sparbrief-Urkunde stammt noch aus dieser Zeit: In der traditionellen Form bekommen Sie nach dem Kauf eines Sparbriefes eine Urkunde, in der verbrieft ist, dass die Bank Ihnen an einem bestimmten Tag eine gewisse Summe auszahlt. Auf der Urkunde sind folgende Daten vermerkt:
- Der Nennwert, also der angelegte oder auszuzahlende Betrag
- Der Tag der Auszahlung
- Die Höhe der Zinsen
- Die Art der Verzinsung
- Angaben zur Übertragung oder Abtretung, wobei es dazu sehr strenge Klauseln gibt
Heute werden Sparbriefe digital verwaltet
Heutzutage, wo Bankgeschäfte immer öfter digital abgewickelt werden, kommt Ihnen der Sparbrief in Form einer Urkunde aus Papier wahrscheinlich ziemlich altmodisch vor. Tatsächlich sehen das auch immer mehr Banken so und stellen beim Sparbrief auf rein digitale Transaktionen per Online-Banking um. Beim Kauf eines Sparbriefes per Online-Formular oder per Telefon bekommen Sie dann einfach per Mail eine Auftragsbestätigung. Nach Ende der Laufzeit wird Ihnen das Geld automatisch auf Ihr Referenzkonto überwiesen. Einige Institute bleiben zwar bei der Papierform, stellen anstatt der Urkunde jedoch nur noch einen Hinterlegungsschein aus. Darin wird Ihnen der Kauf des Sparbriefs bescheinigt.
Nachhaltig Sparen mit dem Öko-Sparbrief
Zwar ist die Auswahl an Sparbriefen inzwischen insgesamt stark zurückgegangen, aber trotzdem wollen wir Ihnen eine Sonderform mit doppeltem Werteversprechen nicht vorenthalten: Öko-Sparbriefe zeichnen sich dadurch aus, dass Ihr angelegtes Kapital in die Finanzierung von Umweltprojekten investiert wird. Das können zum Beispiel Photovoltaik- oder Windkraftanlagen sein, die energetische Sanierung von Gebäuden oder Umweltkredite, die für den Bodenschutz oder die Abwasserbehandlung benötigt werden.
Mit welchen Zinsen kann ich beim Öko-Sparbrief rechnen?
Aktuell hat zum Beispiel die Sparkasse Fürstenfeldbruck einen solchen Öko-Sparbrief im Angebot. Die Laufzeit ist dabei auf 6 Jahre festgelegt, der Zinssatz beträgt 0,20 % (Stand: Januar 2020). Auch die Sparkasse Hannover bietet einen Öko-Sparbrief an, mit dem nachhaltige Projekte in der Region gefördert werden. Hier bekommen Sie eine Durchschnittsrendite von 0,15 % bei einer Laufzeit von 5 Jahren (Stand: Januar 2020). Da die Zinsen beim Öko-Sparbrief sehr niedrig sind, ist er eher ein Liebhaberprodukt für Anleger, die nicht nur auf finanziellen Wertezuwachs achten.
Quelle: www.vergleich.de