Ist die Rente sicher ?

Die Rente ist sicher! – Wirklich?

Wie hoch wird im Alter meine Rente und damit Lebensstandard sein? Das ist eine Frage, die sich früher oder später die meisten stellen. Wovon das abhängig ist, wie sich Rentenniveau und Beiträge wohl entwickeln dürften und was man selbst tun kann.

Viele Deutsche machen sich Sorgen um ihre finanzielle Absicherung im Alter. Wie berechtigt diese Sorgen sind, darüber gibt es unter Fachleuten unterschiedliche Einschätzungen. Allerdings herrscht Einigkeit über eines: Die Herausforderungen für das Rentensystem sind beträchtlich, und sie nehmen in den kommenden Jahren deutlich zu.

Rentenniveau: der sorgenvolle Blick in die Zukunft

Nach verschiedenen Umfragen haben rund vier von fünf Deutschen Angst, im Alter nicht genug Geld zum Leben zu haben. Die Sorge um die Sicherheit der Renten und vor allem das Rentenniveau hat Gründe. Die gesetzliche Rentenversicherung arbeitet nach dem sogenannten Umlageprinzip, salopp formuliert: Sie lebt von der Hand in den Mund. Die Erwerbstätigen von heute finanzieren mit Beiträgen, die sie aus ihrem Arbeitseinkommen zahlen, die Altersbezüge derjenigen, die früher gearbeitet haben.

Dazu kommt noch ein beträchtlicher Bundeszuschuss aus Steuermitteln. Die heute Berufstätigen müssen sich also darauf verlassen, dass später einmal, wenn sie selbst in Rente sind, die heute Jüngeren für sie aufkommen. Das Umlageprinzip funktioniert damit grundlegend anders als das Kapitaldeckungsprinzip, bei dem jede Generation – oder auch jeder Einzelne – Kapital fürs Alter anspart und dann im Ruhestand aufzehrt.

Umlageprinzip der Rente ist ein Erbe aus der Kaiserzeit

Das Umlageprinzip hat eine lange Tradition. In seiner heutigen Form wurde es ab 1957 umgesetzt. Die damalige Rentenreform unter Bundeskanzler Konrad Adenauer baute auf den Fundamenten auf, die im Kaiserreich 1889 unter Reichskanzler Bismarck gelegt worden waren.

Und nach Ansicht vieler Fachleute ist zumindest das Fundament der deutschen Rentenversicherung vergleichsweise stabil. Sie hat nicht nur zwei Weltkriege und etliche Wirtschaftskrisen verkraftet, sie hat auch nach der Wiedervereinigung zügig eine einheitliche Altersversorgung in ganz Deutschland organisiert.

Weniger Junge, mehr Alte: Schlecht für das Rentenniveau

Doch seit geraumer Zeit zeichnet sich ab, dass die Rentenkassen in eine Zwickmühle geraten, wenn weiterhin der Wohlstand, den die Beitragszahler erwirtschaften, den Lebensunterhalt der Rentner sichern soll. Denn seit dem “Pillenknick” Mitte der 1960er Jahre ist die Zahl der Geburten in Deutschland drastisch gesunken. Der geburtenstärkste Jahrgang in Deutschland – das Jahr 1964 – zählt 1.410.000 Männer und Frauen. Der bislang geburtenschwächste Jahrgang – das Jahr 2011 – zählt nur rund halb so viele Köpfe: 724.000.

Hier die Bevölkerungspyramide des Statistischen Bundesamtes.

In den nächsten Jahren gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Doch es gibt viel weniger Beitragszahler. Und deshalb steigt der sogenannte “Altenquotient“. So heißt die Kennzahl, die beziffert, wie viele Menschen im Rentenalter jeweils 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter gegenüberstehen.

Im Jahr 1950 arbeiteten rund sechs Erwerbstätige für die Rente eines Ruheständlers. Im Jahr 2020 waren es rund drei. Und im Jahr 2035 werden es nur noch zwei sein. Denn im Jahr 2020 kommen auf 100 potenziell Berufstätige 36,6 Ruheständler, im Jahr 2035 steigt der Altenquotient auf 53,08. Danach schwächt sich der Anstieg ab: Für das Jahr 2060 wird ein Altenquotient von 59,72 erwartet. Die Lage verschärft sich ab etwa 2035 also langsamer, doch sie verschärft sich weiter.

Die Rente sinkt nicht – aber sie steigt weniger schnell

Das deutsche Rentensystem ist nicht nur nach dem Umlageprinzip organisiert, sondern die Rentner sollen auch am wachsenden Wohlstand der Gesellschaft beteiligt werden. Das ist das Prinzip der Dynamisierung. Wenn die Löhne steigen, werden im Folgejahr auch die Renten angehoben.

So erklärt sich, dass im Sommer 2020 trotz der schweren wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise auf die Renten in Westdeutschland 3,45 Prozent aufgeschlagen wurden, in Ostdeutschland waren es 4,2 Prozent. Für die Folgejahre sind jedoch geringere Anstiege oder auch Nullrunden abzusehen, weil dann die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auch auf die Rentenversicherung durchschlagen. Ein Absinken der Renten-Zahlbeträge wird aber durch die Rentengesetze verhindert.

Renten vergrößern Abstand zu den Löhnen

Der Satz “die Renten sinken” ist also falsch – allerdings sinkt das sogenannte Rentenniveau. Das ist die Kennzahl, die das rechnerische Verhältnis von Durchschnittsrenten zu Durchschnittseinkommen beziffert.

Im Jahr 1990 lag das Rentenniveau bei 55 Prozent, zuletzt ist es auf 48,2 Prozent gesunken. Bei diesem Wert soll es nach der aktuellen Gesetzgebung bis zum Jahr 2025 in etwa bleiben. Dann schrumpft es nach Berechnungen der Bundesregierung bis zum Jahr 2033 voraussichtlich auf 44,6 Prozent.

Nach Einschätzung der Bundesregierung können aber Beitragszahler der gesetzlichen Rentenversicherung ihr “Versorgungsniveau” stabil halten, wenn sie einen Vertrag über eine staatlich geförderte Riester-Rente abschließen. Das “Versorgungsniveau” ist nach dieser Definition die Summe aus gesetzlicher Rente und Riester-Rente.

 

Wie entwickelt sich das Rentenniveau in Zukunft?

Über die Frage, wie sich das Rentenniveau in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickelt, gibt es unter Fachleuten recht unterschiedliche Einschätzungen – je nachdem, welche Zuwachsraten beim Wirtschaftswachstum oder der Zuwanderung sie ihren Berechnungen zugrunde legen.

Die “Kommission verlässlicher Generationenvertrag”, die im März 2020 im Auftrag der Bundesregierung einen Bericht zur Sicherung der Rente vorgelegt hat, schlägt beim Rentenniveau für die Zeit nach 2025 einen Korridor zwischen 44 Prozent und 49 Prozent vor. Je nachdem, welche politischen Maßnahmen ergriffen werden, könnte der Abstand zwischen Renten und Löhnen danach in etwa so bleiben wie heute – oder der Abstand könnte sich spürbar vergrößern.

Da immer weniger Beitragszahler einer steigenden Anzahl von Ruheständlern gegenüberstehen, werden die Beiträge in den nächsten Jahren steigen – darin sind sich alle Fachleute einig. Fürs Jahr 2020 wurde der Beitragssatz noch mit 18,6 Prozent festgelegt. Nach Einschätzung der “Kommission verlässlicher Generationenvertrag” ist ein Anstieg auf einen Korridor zwischen 20 und 24 Prozent vom Bruttolohn zu erwarten.

Wie sehr die Beiträge steigen müssen, hängt unter anderem davon ab, wie gut es gelingt, möglichst viele Menschen in Arbeit zu bringen oder wie hoch der jährliche Steuerzuschuss des Bundes an die Rentenkassen ausfällt.

Quelle: wwww.hanseaticbank.de www.deutscher-wirtschaftsbrief.de www.br.de